Wahltag

 

Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass es erst fünf Minuten her war, als er sich das letzte Mal davon überzeugte, dass die Wartezeit definitiv zu lang war. Die an die Wand projizierte Uhr schien seine Ungeduld auszulachen.

 

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Dämonen

 

„Lass sie los. Lass sie frei. Das wird dir guttun, haben sie gesagt.“
„Wen loslassen? Wovon sprichst du?“
Schnellen Schrittes bewege ich mich im Kreis, fuchtle nervös mit beiden Armen in der Luft herum und ignoriere routiniert den Menschen, der ohne zu fragen in meinen persönlichen Bereich gedrungen ist.

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Nebeltage

 

Es ist dieser ewige stumpfe Kreislauf, dieses monotone und banale Etwas ... Es packt dich in Watte, lullt dich mit gähnender Trägheit ein und gaukelt dir vor, Normalität zu sein. Wie ferngesteuert, wie umprogrammiert läufst du rum und nimmst keinen Bruchteil dessen wahr, was da ist.

An nebligen Tagen wie heute denke ich, dass es so in mir drin aussehen könnte. Mir fehlt die Klarsicht, die Weitsicht, überhaupt eine Sicht auf etwas, was Sinn macht. Ich bin müde. Müde vom Nichtstun. Vom nicht wissen, was das Richtige ist. Vor lauter Suchen habe ich mich verirrt. In mir drin. Es ist ein Labyrinthdraussen wie drinnen. Manchmal begegne ich jemandem, der genauso stumpfsinnig und apathisch herumsteht. Suchend nach Optionen, nach einem Weg, einem Ausweg. Wir grüssen uns nicht. Blicken uns nur rasch in die leeren Augen. Wissen nicht, was der andere fühlt. Ahnen ja nicht einmal, was wir selber fühlen. Kurz taucht ein Gedanke auf. Es könnte ein Verbündeter sein. Ein Weggefährte. Doch etwas in mir lässt mich weitergehen. Allein. Vorbei an den hohen Wänden, die jegliche Sicht rauben, auf Wegen, deren Kieselsteine, jeder Einzelne, sich fies in meine Fusssohlen bohrt. Als wäre es nicht Strafe genug hier zu sein.

Geräusche dringen nur gedämpft bis zu mir. Wie Nieselregen berühren sie mich, ohne etwas zu hinterlassen, was von Bedeutung wäre. Mein Herz ist im Rhythmus, jedoch weit entfernt. So weit weg, dass ich Angst habe, die Verbindung zu verlieren. Getrennt, unterbrochen oder verborgen. Ich weiss es nicht. Wie kann ich auf mein Herz hören, wenn es von jeglicher Realität distanziert ist? Wenn der manipulierende Verstand von solch immenser Tragweite ist, dass ein Entrinnen unmöglich scheint.

Hab ich irgendwann mal gesagt, dass ich Nebel mag? Weil er entschleunigt, beruhigt und versteckt? Hab ich das zu oft gedacht, gewollt, herbeigesehnt? Jetzt wünschte ich mir, er wäre weg.
 

12.11.2021

© Y. M. Aküzüm